Versuch einer Erklärung
Für die, die an einer Begründung für den Verkauf von einigen meiner Schallplatten interessiert sind.
Diese Sammlung in ihrer derzeitigen Zusammensetzung besteht nun bereits seit mehr als 45 Jahren. In diesem Zeitraum haben mehrfach Veränderungen in der Zusammensetzung hinsichtlich verschiedener Stil Richtungen stattgefunden. Hierdurch sind mehr oder weniger regelmäßig einige Titel aussortiert worden, die anschließend in unterschiedlichen Formen veräußert wurden.
Trotz dieser kontinuierlichen Fluktuation ist die Sammlung als Ganzes über die Dauer meiner Sammler "Karriere" stetig gewachsen und innerhalb der letzten Jahre schließlich an die Grenze des mir zur Verfügung stehenden Raums gestoßen. Es war nie mein Ehrgeiz festzustellen, welche exakte Anzahl an einzelnen Alben und Singles ich insgesamt besitze. Mir ging es nie um Masse, sondern mehr um Klasse!
Nachdem ich mich jetzt im Ruhestand befinde, habe ich mich entschlossen, dass bereits vor Jahren begonnene Projekt einer Datenbank, die jedes einzelne Stück enthält, fortzusetzen. Falls ich diese zeitaufwendige Arbeit je abschließen werde, hätte ich dann eine exakte Zahl der enthaltenen Schallplatten. Aber, wie oben bereits erwähnt, hat das für mich absolut keine Priorität.
Anfang der 70er Jahre durch 'Set Sales' und Auktionen in Sammler Zeitschriften, später, nach dem Durchbruch der Computer und des Internets, bei Online Auktionen und der Mitgliedschaft in verschiedenen Sammler Foren, vertiefte sich mein Einblick in die Musik Szene.
Im Laufe der Zeit bin ich durch verschiedene Einflüsse, wie zum Beispiel durch zwei Jahre als Discjockey Mitte der 70er Jahre, in einer Avantgarde Diskothek in Berlin in meinen Entscheidungen bei Einkäufen und der Suche nach interessanter Musik beeinflusst worden.
Bedingt durch den zunehmenden Kontakt mit anderen Discjockeys und Schallplatten Sammlern sowie durch Händler, die mir Empfehlungen gaben, hat sich das Spektrum der von mir gesammelten Musik zunehmend erweitert und spezifiziert.
Diese fortlaufende Entwicklung hat schließlich dazu geführt, dass die von mir gesammelten Platten zu meiner ganz persönlichen Sammlung geworden sind, die dem Geschmack anderer Musik interessierter nicht zwangsläufig entgegenkommt.
Beim Austausch mit Sammlern verschiedener Nationalitäten und in unterschiedlichen Lebensaltern wurde ich mehrfach mit der Frage konfrontiert, "was geschieht mit meiner Platten Sammlung, nachdem ich nicht mehr bin, oder aber nicht mehr allein leben kann?" Ein Gedanke, den viele verdrängen, weil er daran erinnert, dass alles endlich ist, eben auch die Pflege einer nicht ganz kleinen Schallplatten Sammlung. Nachdem ich erleben musste, dass einige Sammler Freunde entweder nach langer Krankheit oder aber sehr plötzlich von uns gingen, bin ich nicht mehr in der Lage, diese Tatsache zu ignorieren und weiter zu machen, als gäbe es kein Ende.
Nun befinde ich mich bereits im letzten Viertel meines Lebens. Mit zunehmendem Alter und gleichzeitigem Wachstum meiner Kollektion stellte ich beim Durchgehen meiner Alben, immer häufiger fest, dass sich die Anzahl der Platten, die ich bereits seit 15, 20 und mehr Jahren nicht mehr gehört habe, stetig zugenommen hat. Darüber bin ich nachdenklich geworden. Natürlich genieße ich die Vielfalt der Musik, die sich in meiner Sammlung befindet. Aber mir ist natürlich ebenfalls klar, dass diese Fülle kleiner "Edelsteine" einen nicht unbeträchtlichen finanziellen Wert darstellt.
Mich erleichtert der Gedanke, dass ich beim Verkauf einiger Stücke schon allein durch deren Preis davon ausgehen kann, dass die Käufer, durch die Akzeptanz dessen Menschen sind, die diese Musik schätzen und deren Wert anerkennen. Es ist schön zu wissen, dass eine Generation Liebhaber nachwächst. Nichts quält mich mehr als der Gedanke, dass nach mir die Händler sich an meinen Schätzen, die ich so sorgsam gepflegt habe, "vergreifen" und daran bereichern.